Wie die meisten anderen Vereine besitzt der Katholische Burschenverein eine Vereinschronik. Doch die wenigsten Mitglieder haben dieses - mittlerweile zu einem beachtlichen Umfang angewachsene Schriftstück - jemals gesehen, noch einen Blick hineingeworfen. Deshalb haben wir eine kleine Zusammenfassung unserer Chronik erstellt.

 

Die Vereinsgeschichte, vom Gründungstag ab bis zum Vereinsjahr 1992/93 ist im 1.Band mit 475 Seiten niedergeschrieben und aufgezeichnet. Mit dem Jahresbericht 1994/95 wurde ein zweiter Band begonnen. Die Eintragungen erfolgen vom jeweiligen Schriftführer mit Handschrift. Ihm ist es auch überlassen, ob er den Eintrag mit Fotos oder Zeitungsartikeln umrahmt. So kann man auch heute noch, nach 90 Jahren nachlesen, wie die Vereinsgründung des Katholischen Burschenvereins zustande gekommen ist. Die erste Eintragung lautet wörtlich: "Am St. Josefstag, den 19. März 1911 versammelten sich mehrere Burschen von Mammendorf im Saale des oberen Wirts, um über die Gründung eines Katholischen Burschenvereins zu schließen. Nachdem H.H. Pfarrer Franz-Xaver Scheitzach in einem Vortrag die Burschen über die Kath. Burschenvereine, deren Zweck, Statuten, usw. aufgeklärt hatte, gaben 42 Burschen durch Einzeichnung in die Liste ihre Zustimmung zur Gründung des Katholischen Burschenvereins Ausdruck. Somit war der Kath. Burschenverein Mammendorf gegründet."

Das Vereinsleben von 1911 hat mit dem von 1991 kaum mehr etwas gemeinsam. So wurde ca. einmal im Monat eine Vereinsversammlung abgehalten, zu der sämtliche Vereinsmitglieder eingeladen waren und die, wie aus der Chronik zu entnehmen ist, auch recht gut besucht waren. Auf diesen Versammlungen wurde von verschiedenen Personen, meist war es der Präses, Vorträge gehalten und anschließend gesungen. Auf Seite 5 heißt es über die 2. Vereinsversammlung am 2. April 1911:

"Unter fröhlichem Gesang, wobei sich auch mehrere Bürger von Mammendorf beteiligten, verlief der Nachmittag in schönster Eintracht."

Doch auch damals sind die gelernten nicht vom Himmel gefallen, wie man von Seite 8 entnehmen kann. Wörtlich: "4. Versammlung, den 28. Mai 1911. Es ist zu bemerken, daß bei dieser Versammlung ein bedeutender Fortschritt am Gesang wahrzunehmen war."

Das Theaterspielen ist seit jeher im Verein verwurzelt. Die Rollen für das erste Stück, es hieß "Berggeist Rübezahl", wurden während der Versammlung am 22. Oktober 1911 vergeben und am 6. Januar 1912 war auf der Christbaumfeier, die alljährlich an diesem Tag abgehalten wurde, Premiere.

Und noch etwas gab es damals schon. Fahnenweihen. Die erste, an der die Burschen mit 40 Mann teilnahmen, fand am 5. Juni 1911 in Esting statt. Später wurde für jede Fahnenweihe ein Zuschuß von 30 Litern Bier, durchschnittlich gerechnet aus der Vereinskasse gewährt. Die eigene Vereinsfahne wurde am 2. Juni 1913 mit einem großen Fest, das 2 Tage dauerte, geweiht.

Anschaffung und Weihe der Vereinsfahne am 2. Juni 1913So verlief das Vereinsleben von Jahr zu Jahr routinierter, bis 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach. In die Chronik wurden Hintergrund und Geschehnisse des Kriegs nach dem damaligen lnformationsstand der Bevölkerung eingetragen, was aber mit dem uns heute, aus Geschichtsbüchern bekannten, tatsächlichen Hergang, nur teilweise übereinstimmt. Wie der Krieg das Vereinsleben beeinträchtigt, zeigt eine Statistik vom 1. Dezember 1917. Demnach sind von 73 ordentlichen Mitgliedern 56 an der Front. Während dieser Zeit wurde bei den jeweiligen Vereinsversammlungen, sofern sie stattfanden, auch die momentane Kriegslage vorgetragen. Insgesamt kostete der Krieg 12 Vereinsmitgliedern das Leben. Nach dem Kriege normalisierte sich das Vereinsleben recht schnell und der Verein überstand auch die große Wirtschaftskrise recht gut. Doch schon im Jahre 1933 zogen neue dunkle Wolken auf. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und systematischen Einbindung der Bevölkerung in das Staatsleben durch Hitlerjugend und ähnliche Organisationen, paßten auch die Burschenvereine nicht mehr in die Vorstellung des Regimes. So kam es, daß der Verein im Jahre 1938 verboten wurde. In der Chronik heißt es dazu:

"Die Bühne und seine Kostüme, und alles andere wurde der D.A.F. (Deutsche Arbeiterfront) übergeben, wo wir auch fast alle angehören! Die schöne Vereinsfahne mit Zubehör wurde der Pfarrkirche in Mammendorf bis auf weiteres übergeben, um erhalten zu bleiben!"

Eintrag anläßlich der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg durch Simon BrambergerLetzter Eintrag war am 26. Juli 1938, der anläßlich der Hochzeit vom damaligen Schriftführer Simon Bramberger gemacht wurde. Ihm hat es der Verein auch zu verdanken, daß die Chronik über diese Jahre hin erhalten wurde.

1945, sieben Jahre später, heißt es in einer Zusammenfassung:

"Diese Chronik wurde durch die treuen Hände des Schriftführers durchgebracht."

Der Verein wurde während dieser Zeit von der alten Vorstandschaft, die aus Leonhard Morlat, Dionis Blum und Simon Bramberger bestand, sozusagen im Untergrund, weitergeführt.

Mit dem Ende der Naziherrschaft wurde der Katholische Burschenverein wieder aktiv, und schon im Jahre 1946 wurde wieder ein Theaterstück aufgeführt. Am 2. September 1946 bekam der Verein von der amerikanischen Militärregierung die Lizenz. Vorstand Zacherl mußte 3 politische Fragebögen mit je 131 Fragen ausfüllen, um die Zulassung zu bekommen.

Wie wertvoll die vor dem Krieg versteckte Fahne einmal werden sollte, zeigte sich bereits in diesem Jahr. Schriftführer Josef Egger vermerkte:

"Am 25. Aug. 46 nahm die Vorstandschaft an der Bannenweihe des kath. Burschenvereins mit unserer Fahne in Olching teil. Dort fielen wir durch unsere schöne Fahne, unseren Mützen und Bändern angenehm auf. Während des Gottesdienstes durften wir in der Mitte aller Fahnen stehen und wurden mehrmals fotografiert."

Am 12. Januar 1947 spendet H. H. Geistl. Rat Sell 187 sehr gut und bestens erhaltene Bücher aus seiner Privatbibliothek, was zur Folge hat, daß am 19. Januar 1947 eine eigene Vereinsbibliothek eröffnet werden kann.

Nachdem im Jahre 1947 wieder Faschingsbälle und ein Kehraus stattfanden, begann sich das Vereinsleben wieder richtig einzupendeln. Noch im gleichen Jahr wurde die Jugendgruppe für die 14- bis 18jährigen gegründet und ein Vereinsausflug veranstaltet. Ausflugsziel war der Huberwirt in Jesenwang, das mit einem Bulldog vom Färberbauer erreicht wurde. Auch ein Gartenfest mit Tanz fand beim Gasthaus Schilling statt. Das Vereinsleben bestand zu dieser Zeit unter anderem auch wieder aus Vorträgen, die an den jeweiligen Monatsversammlungen meist von Geistlichen aus der Umgebung vorgetragen wurden.

Auch damals gab es wie heute des öfteren Wahlprobleme. Aus dem Bericht der Jahreshauptversammlung am 6. Februar 1954 kann man entnehmen:

"Der schwierigste Punkt war halt wieder die Neuwahl der Vorstandschaft, trotz Bemühung unseres 1. Präses und geheimer Wahl kam man zu keiner neuen Vorstandschaft. Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, die ganze Wahlangelegenheit bis zur kommenden Monatsversammlung zurückzustellen. Dann klappte es auch."

Sport wurde beim Katholischen Burschenverein seit jeher betrieben. Bereits vor dem 2. Weltkrieg gründete unser Verein einen Fußballclub und war damit sozusagen Vorreiter unseres jetzigen Sportvereins.

Ebenso zählten sonstige Wettkämpfe zum Vereinsleben. Während der Monatsversammlung am 8.Mai 1954 erklärten sich Mayer Josef, Schnell Erwin, Gantner Konrad und Huber Josef bereit, einen Leistungswettbewerb im Rübenbau auszutragen, der am 2. Oktober des gleichen Jahres bewertet wurde. Den 1. Platz teilten sich Josef Huber, Konrad Gantner und Erwin Schnell. 2. Sieger wurde Josef Mayer.

Im Wettpflügen, das im gleichen Jahr auf Landkreisebene veranstaltet wurde, sicherte sich Josef Huber den 1. Platz.

Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte war im Jahr 1960. Über die am 28. Oktober 1960 abgehaltene Versammlung wurde eingetragen:

"Versammlung über die Errichtung einer Anlage. Vor ungefähr einem Jahr wurde im Kath. Burschenverein beschlossen, zu unserem 50-jährigen Gründungsfest ein Feldkreuz zu errichten. Jetzt, nach dem Abriß des Hauses Wex, bot sich eine unerwartete Platzgelegenheit, und nach langem Papierschreibens bekamen wir dieses schön gelegene Grundstück. Vorstand Kellerer erläuterte die Gestaltung der Anlage an Hand der Pläne von H. Brunetti und H. Hartl, und bat die Mitglieder zu den angesetzten Arbeitsnachmittagen eifrig zu kommen, die auch zustimmten."

Die Einweihung fand am 2. Juli 1961, am Festsonntag zum 50-jährigen Gründungsfest statt.

Daß nicht nur heute lange gefeiert wird beweist ein Eintrag vom 17. Februar 1973:

"Der Katholische Burschenverein veranstaltet im Vereinslokal Gasthaus Schilling ein Faschingstreiben. Eine 3-Mann Tanzkapelle sorgte für Stimmung und Tanz. Die letzten Gäste des Faschingsballs verließen das Lokal am Mittag des nächsten Tages."

Sicherlich keine leichte Entscheidung war es, als man eine außerordentliche Generalversammlung am 8. Oktober 1976 im Gasthaus Schilling einberief und die Differenzen mit den Wirtsleuten zum Thema gestellt wurden. Nach langem hin und her und trotz schlichtender Worte von Präses Dekan Thomas Führer und Alfted Haas, zog der Burschenverein aus dem Gasthaus Schilling aus.

Eine Zeitlang stand auch zur Diskussion, ob sich der Katholische Burschenverein mit der Landjugend zusammenschließen sollte, was aber letztendlich - Gott sei Dank - doch nicht passierte.

Ein Thema wurde bisher noch nicht aufgegriffen, der Maibaum. 1928 stellte der Katholische Burschenverein den ersten Maibaum auf. Wörtlich heißt es in der Chronik: "Am 1. Mai hat Mammendorf nach 15-jähriger Pause wieder die alte Sitte, einen Maibaum zu setzen, zu Ehren kommen lassen." Dieser Baum hatte eine beachtliche Höhe von 34 m, was mit einem der Chronik beigefügten Foto bewiesen wird. Seither wurde dieser Brauch mit ganz wenigen Unterbrechungen bis heute vom Katholischen Burschenverein bewahrt. Doch auch mit fremden Maibäumen wußten die Burschen umzugehen. Im Jahresbericht von 1977/78 kann man folgende Zeilen lesen: "Nach langer Zeit gelang es mit Erfolg einen Maibaum zu stehlen." Dieses Kunststück wurde auch in den letzten beiden Jahren wiederholt.

Am 26. Juli 1978 wurde nach mehrjähriger Pause durch die Gründung der Theatergemeinschaft Mammendorf zusammen mit dem Sportverein das Theaterspielen wieder aufgenommen, das bis heute mit großem Erfolg weitergeführt wurde.

Ein besonders kurioser Eintrag wurde am 23. Januar 1981 vermerkt:

"Burschenball im Gasthaus Haas. Für Stimmung sorgt das Edelweiß Trio. Der Ball dauerte bis in die frühen Morgenstunden mit frischen Brezen und Weißwürsten. Mitglied Alfred Pöller aß von fünf bis halbsechs ein halbes Pfund Butter."

Ein trauriges Ereignis war Anlaß für den Eintrag am 10. Februar 1981:

"Gegen Mitternacht brannte das Gründungslokal des Katholischen Burschenvereins - das Gasthaus Giggenbach - ab."

Am 19. September 1982 wurde das Pfarrheim eingeweiht. Der Katholische Burschenverein nahm mit der Fahne teil. Im Keller des Hauses wurde auch für uns ein eigener Raum, das "Burschenzimmer" zur Verfügung gestellt, in dem Fahne, Pokale und ähnliches aufbewahrt wird. Dort werden auch die meisten Ausschußsitzungen abgehalten. Daß diese Sitzungen teilweise sehr anstrengend sind, belegt der Schriftführer am 26. Februar 1991:

"7. Sitzung (für Mayr Josef und Jung Thomas wurde es die längste Sitzung, die es je gab: 11 Stunden)!"

Markante Geburtstage des Vereins wurden seit jeher in regelmäßigen Abständen besonders groß gefeiert. So wurde anläßlich des 75-jährigen Vereinsjubiläums am 10. und 11. Mai 1986 ein Gründungsfest organisiert. Dabei wurde in der Burschenanlage ein Festgottesdienst abgehalten, wozu die Bundesstraße 2 den ganzen Vormittag abgesperrt wurde. Am Nachmittag fand der Festumzug durch die Ortschaft statt. Neben den 52 Vereinen und 5 Musikkapellen fuhren auch 2 Festwagen und 2 Kutschen mit. Der Wettergott spielte nur bedingt mit. Es regnete zeitweise, aber zur Versöhnung kam doch noch kurz die Sonne heraus.

Mit der Chronik werden auch Erinnerungen an Personen erhalten, die sich besonders um den Verein verdient gemacht haben. So erinnert ein Eintrag vom 18. Oktober 1986 an die Verabschiedung unseres Pfarrers und langjährigen Präses Geistlicher Rat Thomas Führer von der Pfarrei Mammendorf.

Wörtlich:

"Nach einer Messe in der Pfarrkirche hatte unser Pfarrer zu einer kleinen Abschiedsfeier ins Pfarrheim geladen. Dort überreicht ihm Vorstand Josef Reindl als Erinnerungsgeschenk eine Stickerei, die der Rückseite unserer Fahne nachgebildet ist. Gleichzeitig wurde Thomas Führer zum Ehrenpräses des Katholischen Burschenvereins ernannt."

Ein Fest des Katholischen Burschenvereins Aich brachte es ebenfalls zu einem ausführlicheren Eintrag:

Am 14. Juni 1992 wurde mit einem Fendt-Dieselross zur Fahnenweihe nach Aich gestartet "14. Juni 1992: Fahnenweihe und 85. Gründungsfest des Katholischen Burschenvereins Aich. Paul Maiers Haflinger blieben diesmal im Stall und Robert Gantner organisierte für die Anfahrt mit dem Planwagen seinen uralten Fendt. Auf der Rückfahrt ging ihm jedoch nach halber Strecke der Schnaufer aus und der Fahrer (er langte auf der Fahnenweihe auch kräftig zu) suchte Stunden verzweifelt nach dem Defekt. Als Rettung erwies sich das Fahrrad von Stefan Haas, mit dem er zum Huber fuhr und Verstärkung holte. Nach einer Weile wurden wir mit einem größeren Bulldog abgeschleppt. Als Ursache für den Stillstand des Dieselrosses stellte sich später ein zugedrehter Dieselhahn heraus."

Die Vorstandschaft beim Schnapseln am Ortsrad von Rottbach beim Patenbitten1996 war es dann wieder einmal soweit, der Katholische Burschenverein hatte beschlossen sein 85-jähriges Gründungsfest im Rahmen einer Fahnenweihe während des Volksfestes in Mammendorf abzuhalten. So kam es dann, daß nach fast 2-jähriger Vorbereitung durch den, extra für dieses Fest gegründeten Festausschuß, am 18. bis 19. Mai 1996 das Gründungsfest gefeiert wurde.

All diese Eintragungen, die von den Höhepunkten, aber auch von den negativen Geschehnissen im Vereinsleben berichten und bis zur heutigen Zeit auf nunmehr fast 600 Seiten niedergeschrieben wurden, machen diese Chronik zu einem Buch von kaum schätzbarem Wert. Man muß heute und in Zukunft dafür sorgen, damit das Gedicht, das Simon Bramberger 1945 in die Chronik eingetragen hat und mit dem wir diese Zusammenfassung beenden wollen, auch zutrifft.

Mit dem alten Vereinsgruß auch im neuen Jahre: Gott segne den Kath. Burschenverein Mammendorf auch weiterhin immer glücklich und gottesfürchtig. Und mögen die Gewitter noch so grollen und die Stürme noch so brausen, der liebe Gott wird uns walten und bleibe diese Chronik noch lange erhalten.

Geschrieben zu Weihnachten 1945 Simon Bramberger

Bis zum Jahr 1951 wurden mit einer Ausnahme alle Eintragungen ausschließlich in "Deutscher Schrift" geschrieben.

"Gott segne den Katholischen Burschenverein"